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Talkrunde zu Vielfalt im Film 09.11.2021

Diskriminierung vor und hinter der Kamera ist immer noch weit verbreitet. Auf einer hochrangig besetzen Veranstaltung der Antidiskriminierungsstelle diskutierten Expert*innen der Branche, was getan werden muss.

Vielfalt im Film

Quelle:Nils Hasenau Fotografie

Die Umfrage „Vielfalt im Film“ unter 6.000 Filmschaffenden hat gezeigt: Acht von zehn der befragten Frauen haben demnach sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt, ein Großteil sogar mehrfach. Vier von zehn queeren Filmschaffenden gehen nie oder nur selten offen mit ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität um. Drei von zehn Befragten machten Erfahrungen mit Altersdiskriminierung. Filmschaffende mit Behinderung sind extrem unterrepräsentiert. Filmschaffende mit Migrationshintergrund sind seltener fest angestellt und verdienen auch weniger, ein Fünftel von ihnen erlebt regelmäßig Rassismus am Arbeitsplatz.

Die Diskussionen um mehr Vielfalt und weniger Diskriminierung in der Filmbranche werden in letzter Zeit offener geführt, teils gibt es bereits wirksame und vorbildliche Maßnahmen. Die Talkrunde „Vielfalt im Film wie im Leben! – Was die Filmbranche divers macht“ diskutierte in Berlin darüber, was weiter getan werden muss und auf welchen Fortschritten aufgebaut werden kann.

„Vielfalt im Film zu fördern und Diskriminierung zu bekämpfen, ist selbstverständlich eine Frage von Gerechtigkeit und Recht, das es umzusetzen gilt“, sagte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, zum Auftakt. „Es ist aber auch überlebenswichtig für die gesamte Branche. Um relevant zu bleiben, müssen Sender, Programmverantwortliche, Produktionsfirmen und alle anderen Beteiligten sich der Realität stellen: Unsere Gesellschaft ist vielfältig. Und genau diese Vielfalt möchte sie sehen und erleben.“

In ihrer Keynote rief die Drehbuchautorin und Regisseurin Kerstin Polte dazu auf, Vorbilder zu schaffen, Besetzungsmuster zu hinterfragen und utopische Erzählweisen zu nutzen. Zu lange schon sei das Denken und Handeln „von Normalitätszuschreibungen geprägt, nicht von Diversität.“ Der Mangel an Repräsentation habe dazu geführt, dass „viele auch so leben, als würden sie nicht existieren“. Zugleich würden „normale“ Figuren deutlich komplexer dargestellt und gesehen. „Empathie kann man lernen“, betonte Polte und unterstrich: „Diversität ist Menschsein in allen Formen und Farben.“

Auf dem von der Schauspielerin Annabelle Mandeng moderierten Podium saßen: Joshua Kwesi Aikins, Politikwissenschaftler, Citizens for Europe und Experte für Antidiskriminierung; Helge Albers, Geschäftsführer der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein; Oliver Berben, Produzent und stellv. Vorstandsvorsitzender der Constantin Film; Uwe Janson, Regisseur und Autor aus dem Bundesverband Regie (BVR); Jonas Karpa, Journalist und Medienwissenschaftler und Mitglied der Initiative „Vielfalt im Film“; Dr. Jan Ole Püschel, Leiter der Abteilung Medien und Film, Internationales bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien; Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg und Dennenesch Zoudé, Schauspielerin, Vorständin und Co-Initiatorin der AG Diversity der Deutschen Filmakademie.

Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie hier ansehen.

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