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Studie „Altersbilder und Altersdiskriminierung“ vorgestellt 15.12.2022

Ein Drittel der Befragten sagt: Alte Menschen sollen „Platz machen“ für jüngere Generation / Ataman: „Wir müssen besser über Altersdiskriminierung aufklären“

Age ism - Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland

v.l.n.r.: Prof. Dr. Eva-Marie Kessler, Ferda Ataman, Dr. Regina Görner

Quelle:Photothek - Thomas Trutschel

Negative Stereotype und fragwürdige Rollenklischees gegenüber älteren Menschen sind weit verbreitet. Das zeigt die Studie „Ageismus - Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland“ im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Einige Ergebnisse aus der bislang umfassendsten Studie über Altersbilder in der deutschen Gesellschaft:

  • Rund ein Drittel der Befragten stimmt der Aussage zu, dass alte Menschen „Platz machen“ sollten für die jüngere Generation, indem sie wichtige berufliche und gesellschaftliche Rollen aufgeben (32 Prozent).
  • 51 Prozent der Befragten sind für eine Regelung, wonach „Menschen nur bis zu einem bestimmten Alter, wie etwa bis 70 Jahre, politische Ämter haben dürfen“.
  • 53 Prozent der Befragten sagen, ältere Menschen trügen nicht entscheidend zum gesellschaftlichen Fortschritt bei.
  • 40 Prozent sagen, dass junge Menschen von alten Menschen bei der Bewältigung des Klimawandels im Stich gelassen werden. Unter den jüngsten Befragten sagen das sogar 63 Prozent.
  • 74 Prozent der Befragten überschätzen den Anteil der älteren Menschen über 70 Jahre in der Bevölkerung erheblich. Am häufigsten wurde er auf 30 Prozent geschätzt – obwohl er bei rund 18 Prozent liegt.

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Klischees und Stereotype über ältere Menschen fest verwurzelt sind. Und dass es bei Themen wie politischer Beteiligung und Klimaschutz großes Spannungspotenzial zwischen den Generationen gibt, sagt die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman. Pauschale Aussagen wie  ‚ältere Menschen seien zu wenig leistungsfähig‘, ‚nicht anpassungsfähig‘ oder ‚nicht fit genug‘ bezeichnen Expert*innen als „Ageismus“, ein Begriff, der in Deutschland kaum bekannt ist. Ageismus führt im Alltag und Berufsleben oftmals zu Diskriminierungen. Gerade mit Blick auf den demographischen Wandel ist es wichtig, dass wir hier stärker aufklären“.

Überall erleben Menschen, dass ihr Alter eine Rolle spielt und Nachteile mit sich bringen kann.

Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung

In Deutschland sind Diskriminierungen wegen des Lebensalters im Arbeitsleben sowie bei Alltagsgeschäften grundsätzlich verboten. Altersdiskriminierung betrifft nicht nur ältere, sondern auch jüngere Menschen“, sagt Ataman. „Rund 15 Prozent unserer Beratungsanfragen sind zu Altersdiskriminierung – bei der Jobsuche, bei der Karriere, Bank- und Finanzdienstleistungen oder Ehrenämtern. Überall erleben Menschen, dass ihr Alter eine Rolle spielt und Nachteile mit sich bringen kann.“

Um ein politisches Zeichen gegen Altersdiskriminierung zu setzen, sollte der Begriff ‚Lebensalter‘ endlich in Artikel 3 des Grundgesetzes aufgenommen werden: Ungleichbehandlung aufgrund des Alters ist inakzeptabel“, sagt Ataman. Auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz müsse gestärkt werden. Insbesondere müssten die bestehenden Möglichkeiten für pauschale Ungleichbehandlungen aufgrund des Alters bei Versicherungen eingeschränkt werden. Außerdem müssten Höchstaltersgrenzen für ehrenamtliche Tätigkeiten abgeschafft werden.

Grundlage der Studie bildet eine bevölkerungsrepräsentative telefonische Befragung von 2.000 Personen ab 16 Jahren im Januar 2022, umgesetzt vom Meinungsforschungsinstitut Kantar Public. Die Studie wurde von Prof. Dr. Eva-Marie Kessler und Prof. Dr. Lisa Marie Warner von der Medical School Berlin erarbeitet.

Die Studie finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung finden Sie hier.

Den Steckbrief zur Studie finden Sie hier.

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