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Studie „Migrant Pay Gap und weitere Diskriminierungsrisiken für Menschen mit Migrationsgeschichte am Arbeitsmarkt“

- Steckbrief zum Forschungsprojekt -

Autor*innen: Dr. des.esigniert Ariana Kellmer, Prof. Dr. Martin Brussig, Frederic Hüttenhoff, Dr. Andreas Jansen, Dr. Thorsten Kalina, Universität Duisburg-Essen Erscheinungsjahr: Oktober 2025 bis April 2027

Kurzüberblick

Hintergrund

Zugewanderte – insbesondere Geflüchtete – und deren Nachkommen sind in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Studien belegen Diskriminierung vor allem in Bezug auf den Zugang zu Beschäftigung, Aufstiegsmöglichkeiten und Entlohnung. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat ein Forschungsteam bestehend aus Soziolog*innen des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen damit beauftragt, den sogenannten „Migrant Pay Gap“ genauer zu untersuchen. Ziel des Projektes ist, das Ausmaß des Migrant Pay Gap in Deutschland zu bestimmen und dabei weitere Diskriminierungsrisiken zu erfassen, die zum Migrant Pay Gap beitragen.

Zielsetzung

Folgende Fragen sollen mit der Studie beantwortet werden:

  • Wie stark ist der Migrant Pay Gap in Deutschland ausgeprägt?
  • In welcher Weise hängt diese Lohnlücke mit persönlichen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung oder Erwerbsform zusammen? Ist der Migrant Pay Gap in Verbindung mit bestimmten Merkmalen ausgeprägter?
  • Zeigen sich branchenspezifische Unterschiede in der Entlohnung von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte?
  • Gibt es Hinweise auf eine schlechtere Bewertung von Berufen, in denen viele Menschen mit Migrationsgeschichte arbeiten? Zeigen sich also strukturelle Abwertungsmuster, wonach Tätigkeiten mit hohem Anteil migrantischer Beschäftigter systematisch geringer entlohnt werden?
  • Welche weiteren Formen von Ungleichbehandlung treten im Erwerbsleben auf – etwa im Zugang zu Fortbildungen, Beförderungen, Verhandlungen oder betrieblichen Leistungen? Und welche Auswirkungen haben sie auf die Lohnlücke?

Die Studie zielt auf die Untersuchung von drei zentralen Ursachen, die für den Migrant Pay Gap relevant sind, nämlich dass Menschen mit Migrationsgeschichte in anderen (schlechter bezahlten) Jobs tätig sind als Menschen ohne Migrationsgeschichte, dass sie in gleichen Jobs schlechter bezahlt werden, und dass Tätigkeiten, in denen viele Zugewanderte tätig sind, systematisch unterbewertet sind.

Umsetzung

Die Studie umfasst drei wesentliche Teile:

  • Literaturrecherche: Der Stand der Forschungsliteratur zu Lohnunterschieden zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, zu Benachteiligungen in der Entlohnung und zu weiteren Diskriminierungsrisiken am Arbeitsmarkt wird systematisch aufbereitet. Dabei wird die international anerkannte PRISMA-Methode eingesetzt, um Studien transparent und nachvollziehbar auszuwählen, zu bewerten und einzuordnen.
  • Quantitative Analyse: In der quantitativen Analyse werden Mikrodaten statistisch ausgewertet, um Lohnunterschiede zwischen Personen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zu analysieren. Mithilfe von Deskriptionen sowie Regressions-, Quantils- und Dekompositionsanalysen werden Zusammenhänge zwischen Stundenlohn, verschiedenen Formen des Migrationshintergrundes und weiteren Merkmalen untersucht. Ergänzend wird durch eine Comparable-Worth-Analyse bewertet, ob vergleichbare berufliche Anforderungen in unterschiedlichen Tätigkeiten gleich vergütet werden, um mögliche Bewertungsunterschiede zwischen Tätigkeiten trotz ähnlicher Anforderungen offenzulegen.
  • Qualitative Analyse: Im qualitativen Teil der Studie werden Expert*inneninterviews und Fokusgruppen durchgeführt, um soziale Praktiken, institutionelle Regeln und informelle Aushandlungsprozesse zur Entstehung materieller Benachteiligungen zu identifizieren. In den Gesprächen mit Expert*innen aus der Arbeitsvermittlung, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Beratungseinrichtungen und Antidiskriminierungsstellen sowie weiteren arbeitsmarktrelevanten Akteuer*innen geht es um die Frage, wie weitere Diskriminierungsrisiken und Formen der materiellen Benachteiligungen im Arbeitsleben konkret auftreten, auch jenseits der Entlohnung, und welche Auswirkungen sie auf den mögliche Migrant Pay Gap haben können.

Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, bestehende Diskriminierungsrisiken sowie die besondere Vulnerabilität migrantischer Bevölkerungsgruppen im Arbeitsleben sichtbar zu machen und entsprechende Handlungsbedarfe aufzuzeigen.

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