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Burghardt-Gymnasium Buchen Anti-Rassismus-Initiative

Das Projekt zielt darauf ab, das Burghardt-Gymnasium Buchen zu einer rassismuskritischen, diskriminierungssensiblen und vielfaltsfreundlichen Schule zu entwickeln. In einer Anti-Rassismus-Initiative arbeiten Schüler*innen gemeinsam mit Lehrer*innen an diesem Ziel.

Schulform:
Gymnasium
Handlungsfelder:
Antirassistische Aktionen, Schaffung eines Safer Space für BiPOC-Schüler*innen, Verbesserung des Schulklimas
Bundesland:
Baden-Württemberg
Diskriminierungskategorie:
Rassistische Zuschreibungen
Durchführung:
seit 2023

Kontakt

Jens Weimann - Lehrer, Mitbegründer der Initiative, Mitglied des Antidiskriminierungsteams der Schule E-Mail: jens.weimann@bgbuchen.de Website: Burghardt-Gymnasium Buchen (BGB)

Durchführende Organisation

Das Burghardt-Gymnasium Buchen ist ein allgemeinbildendes Gymnasium mit 1.000 Schüler*innen und rund 80 Lehrer*innen.

Am Reflexionsgespräch Beteiligte

Am Reflexionsgespräch haben drei Lehrkräfte und zwei Schüler*innen, die in der Initiative engagiert sind, teilgenommen.

Ausgangslage und Motivation

Die Initiative ging von Schüler*innen aus. Sie haben Diskriminierung als Realität an ihrer Schule benannt und den Handlungsbedarf deutlich gemacht. Damit einhergehend forderten sie Maßnahmen gegen Diskriminierung an ihrer Schule.

Einige Lehrer*innen haben diesen Impuls aufgegriffen. Der Auftakt zur Arbeit der Anti-Rassismus-Initiative war der pädagogische Tag des Lehrer*innenkollegiums Anfang 2023 zur Auseinandersetzung mit Rassismus an ihrer Schule. Der Tag wurde mit den Schüler*innen gemeinsam vorbereitet. Diese haben am pädagogischen Tag über verschiedene Formate wie unter anderem theoretische Inputs, Poetry Slams und Erfahrungsberichte Rassismus thematisiert und besprechbar gemacht. Es fand ein intensiver Austausch zwischen den Lehrer*innen und den Schüler*innen statt.

Vision der Anti-Rassismus-Initiative

Die Anti-Rassismus-Initiative möchte die Schule zu einem rassismuskritischen, diskriminierungssensiblen und vielfaltsfreundlichen Ort machen. Die Initiative setzt sich für die Gleichberechtigung aller Menschen ein.

Maßnahmenbeschreibung

Anliegen der Anti-Rassismus-Initiative

Die Anti-Rassismus-Initiative ist eine Gruppe von Schüler*innen, die von drei Lehrer*innen begleitet wird und sich wöchentlich trifft. Seit ihrer Gründung hat sich ein fester Kern von 15–20 Schüler*innen aus unterschiedlichsten Klassenstufen herauskristallisiert. Die Initiative steht aber prinzipiell allen Schüler*innen offen und arbeitet daran, das Kollegium und die Schüler*innenschaft des Burghardt-Gymnasiums Buchen für das Thema Rassismus zu sensibilisieren und einen Safer Space für Schüler*innen zu schaffen, die Rassismuserfahrungen machen. Dabei soll auch das konkrete Schulleben nachhaltig verändert werden. Ein wichtiger Schritt wird dabei sein, zwischen allen am Schulleben Beteiligten eine Gesprächskultur zu entwickeln, in der offen über Rassismus gesprochen werden kann. Langfristig soll das Projekt auch in das lokale und regionale Umfeld der Schule hineinwirken.

Arbeit der Initiative

Die engagierten Schüler*innen tragen die Arbeit der Initiative. Die Initiative trifft sich einmal in der Woche zu einem festen Termin. Die Schüler*innen fühlen sich durch die Arbeit bei und mit der Initiative gestärkt und sicher. Sie ist ein Austauschraum, in dem die Schüler*innen über Erfahrungen sprechen können, ohne verurteilt zu werden.

Eine weitere Maßnahme ist die kritische Prüfung der Schulmaterialien. Die Initiative bietet Schüler*innen dabei die Möglichkeit, gezielt problematische Unterrichtsmaterialien anzusprechen. Die Lehrer*innen werden beispielsweise in Fachkonferenzen dafür sensibilisiert, die verwendeten Materialien rassismuskritisch zu hinterfragen, sie gegebenenfalls anzupassen oder ganz auszusortieren. Ziel ist es, gelungene Materialien in einem Pool zu sammeln. Zudem hat die Initiative eine Plakataktion im Rahmen der Antirassismuswochen durchgeführt.

Die Arbeit der Initiative ist zeitintensiv, trotzdem gibt es keine Anrechnungsstunden für die engagierten Lehrer*innen. Sie arbeiten ehrenamtlich in der Initiative

Safer Space für Schüler*innen mit Rassismuserfahrung

Schüler*innen mit Rassismuserfahrungen können sich in einem Safer Space treffen, der ein zusätzliches Angebot der Initiative ist. Daneben werden für Schüler*innen mit Rassismuserfahrung je nach Bedarf Austauschräume und Workshops mit externen Expert*innen of Colour organisiert.

Verstetigung und Verankerung

Die Arbeit der Anti-Rassismus-Initiative ist Teil der Schulentwicklung. Ihr Engagement wird von der Schulleitung erwünscht und gefördert. Die Initiative fügt sich in die Schulkultur ein, indem sie die Verwirklichung des Leitbilds der Schule mit dem Kernsatz „Jeder Mensch ist wertvoll“ konkret unterstützt und Aspekte des sozialen Handlungsfelds der UNESCO-Projektschule verwirklicht (zum Beispiel aktuell durch von Schüler*innen der Initiative durchgeführte Workshops am nächsten UNESCO-Projekttag).

Stärkung der Handlungssicherheit der von Diskriminierung Betroffenen

Die Schüler*innen mit Rassismuserfahrung gewinnen Handlungssicherheit. Sie erleben den Safer Space als offenen und sicheren Raum, um über ihre Diskriminierungserfahrungen sprechen zu können und ernst genommen zu werden. Die Schüler*innen erleben sich darüber hinaus als Community und haben das Gefühl, mit ihren Erfahrungen nicht alleine zu sein. Bevor es den Safer Space gab, haben die Schüler*innen ihre Erfahrungen lange Jahre für sich behalten müssen.

Engagierte Lehrkräfte werden zu Vertrauenspersonen bei Diskriminierung

Die in der Anti-Rassismus-Initiative engagierten Lehrkräfte geben an, dass sie von den Schüler*innen als Vertrauenspersonen wahrgenommen werden. Auch Schüler*innen, die nicht Teil der Initiative sind, gehen bei Beschwerden zu den Lehrkräften aus der Initiative. Das passiert auf informellem Weg. Offiziell haben die Lehrkräfte dafür keinen Auftrag. Für das Jahr 2024 sind der Aufbau und die Implementierung einer Anlaufstelle bei Beschwerden in Fällen von Diskriminierung geplant. Es haben sich Lehrkräfte bereit erklärt, diese Stelle zu übernehmen. Anonyme Meldungen sollen ebenso möglich werden

Selbstwirksamkeit der Schüler*innen wird gestärkt

Die engagierten Schüler*innen aus der Initiative berichten, dass sie für ihre Aktionen und Initiativen positive und wertschätzende Rückmeldungen von der Schulgemeinschaft erhalten. Die Schüler*innen werden ernst genommen und es wird ihnen zugehört. Es finden keine Be- oder Verurteilungen statt.

Gelingensfaktoren, Herausforderungen und Grenzen

Gelingensfaktoren

Basis für eine Schüler*inneninitiative

Damit die Arbeit in einer solchen Initiative gelingen kann, ist es wichtig, eine Basis für die gemeinsame Arbeit zwischen Schüler*innenschaft und Lehrkräften zu schaffen. Die Selbstbestimmung der Schüler*innen steht dabei im Mittelpunkt. Zugleich sind Schüler*innen Expert*innen in eigener Sache. Die Themen sollten nicht „von außen“ aufgedrückt, sondern aus der Schüler*innenschaft heraus selbst artikuliert werden. Die Lehrkräfte nehmen in einer solchen Initiative eine begleitende und unterstützende Rolle ein.

Offene Struktur mit direkten Ansprechpartner*innen

Die Initiative lebt eine offene Struktur, zu der alle interessierten Schüler*innen im Sinne von „Everybody is welcome“ eingeladen sind. Es gibt direkte Ansprechpartner*innen, an die sich Interessierte wenden können.

Herausforderungen und Grenzen

Finanzielle Ressourcen

Die engagierten Lehrkräfte machen deutlich, dass die Finanzierung der Arbeit der Initiative herausfordernd ist, weil sie nicht abgesichert ist. Die Initiative hat beim Wettbewerb fair@school der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Jahr 2023 den zweiten Platz erreicht und ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro gewonnen. Daneben hat das Bundesland Baden-Württemberg einmalig mit 150 Euro das Engagement der Initiative gefördert. Über weitere finanzielle Mittel verfügt die Initiative nicht. Hinzu kommen die fehlenden zeitlichen Ressourcen der Lehrkräfte, es gibt keine Anrechnungsstunden für die engagierten Lehrkräfte.

Tipps für die Übertragung

Initiative der Schüler*innen

Ein wesentlicher Faktor, der zum Gelingen der Initiative beigetragen hat, ist die Eigeninitiative der Schüler*innenschaft, denn die Initiative ist aus der Schüler*innenschaft heraus entstanden. Die Schüler*innen bestimmen und gestalten die Inhalte und prägen damit die Arbeit der Initiative – auch wenn sie von Lehrkräften begleitet und unterstützt wird.

Empfehlung: kritische Selbstreflexion der Lehrer*innen

Ein wichtiger Schritt ist, die Schule als Ort asymmetrischer Machtverhältnisse zu sehen, an dem Menschen mit unterschiedlich machtvollen Positionen ausgestattet sind. Vor diesem Hintergrund empfehlen die engagierten Lehrkräfte aus der Initiative, dass Lehrer*innen sich kritisch mit der eigenen (privilegierten) Position auseinandersetzen sollten. Eine Form kann eine Selbstreflexion in Hinblick auf Diskriminierung und Rassismus sein. Eine Intention dabei ist, dass Lehrkräfte sich ihrer verantwortlichen Rolle in diesem Kontext bewusst werden.

Logo: Burghardt-Gymnasium

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