Schulentwicklungsgruppen zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Demokratielernen (SEGD) Netzwerk für Demokratie und Courage Sachsen
Die „Schulentwicklungsgruppen zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Demokratielernen“ (SEGD) unterstützen Schulen bei der Weiterentwicklung und Implementierung ihrer Ansätze der Prävention und Intervention bei Demokratie- und Menschenfeindlichkeit. Die regionale Netzwerkstruktur bietet fachliche Impulse, Austausch und Reflexion sowie Konzeptionsarbeit für Schulen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schulform:
- Berufsschule, Förderschule, Gemeinschaftsschule, Grundschule, Gesamtschule, Gymnasium, Oberschule, Sekundarstufe
- Handlungsfelder:
- Impulse für die diskriminierungskritische Schulentwicklung
- Bundesland:
- Sachsen
- Diskriminierungskategorie:
- alle Diskriminierungskategorien
- Durchführung:
- seit 2023
Kontakt
NDC Sachsen - Landeskoordination Schulberatung - Elisabeth Adler, Matthias Brauneis E-Mail: schulberatung-sachsen@netzwerk-courage.de Website: Netzwerk für Demokratie und Courage Sachsen
Durchführende Organisation
Das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) in Sachsen ist seit 1999 auf politische Bildung gegen Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit spezialisiert. Es qualifiziert junge Engagierte und setzt sich für eine offene Gesellschaft in Sachsen ein. Das NDC in Sachsen wird von Courage – Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit e. V. – getragen.
Am Reflexionsgespräch Beteiligte
Das Reflexionsgespräch wurde mit einer Person von der Landeskoordination der Schulberatung geführt.
Ausgangslage und Motivation
Das NDC Sachsen berät und begleitet Schulen seit 2015. Im Rahmen des Schulberatungsangebots werden Akteur*innen begleitet, die sich für eine diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Schule einsetzen. Neben positiver Resonanz und einer steigenden Nachfrage zeigte sich auch der Bedarf an einem strukturierten und moderierten Austausch der pädagogischen Fachkräfte sowie der kontinuierlichen und systematischen Bearbeitung des Themenfelds Diskriminierungsschutz.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat sich das NDC Sachsen den erprobten Ansatz der „Prozessentwicklungsgruppen“ aus Hessen als Grundlage für die Schulentwicklungsgruppen genommen und für Sachsen angepasst.
Maßnahmenbeschreibung
Das Format der SEGD ist ein neu entwickelter Ansatz der langfristigen Begleitung und Beratung schulischer Akteur*innen. Das Angebot unterstützt dabei, innerschulische Entwicklungsprozesse schulübergreifend zu reflektieren und bestehende Ansätze weiterzuentwickeln. Es richtet sich an Lehrkräfte und (sozial-)pädagogische Fachkräfte, die an ihrer Schule bereits an diskriminierungspräventiven und/oder demokratiepädagogischen Projekten und Fragestellungen arbeiten.
Umsetzung
In fünf Regionen in Sachsen wird das Projekt seit 2023 umgesetzt. Für jede Schulentwicklungsgruppe sind es zwischen sechs und zehn Schulen in regionaler Unterteilung. In zwei Ganztagstreffen pro Schuljahr werden fachliche Impulse gegeben und der Raum für Reflexion und Beratung eröffnet sowie ein kollegialer Austausch ermöglicht.
Pro Schule nehmen zwei Personen, zum Beispiel Lehrkraft, Schulsozialarbeit oder Schulleitung, teil, die für die Arbeit im Rahmen der SEGD freigestellt sind. Eine Kontinuität der Personen soll gewährleistet sein, sodass die Zusammensetzung der Schulentwicklungsgruppen gleich bleiben kann. Im Rahmen der SEGD wird eine kontinuierliche und längerfristige Arbeit im Schultandem ermöglicht. Damit die Schule am Angebot der SEGD teilnehmen darf, bedarf es der Zustimmung der Schulleitung.
Ziel
Zentrale Zielstellung ist die Beförderung einer Schulkultur, die ein erfolgreiches und gutes Lernen aller Schüler*innen ermöglicht. Um eine solche Schulkultur zu leben, braucht es Maßnahmen in der Prävention von und im Umgang mit Diskriminierung, damit den Schüler*innen ein diskriminierungsfreies Lernumfeld ermöglicht wird.
Dazu werden sowohl strukturelle Aspekte wie beispielsweise Unterstützungsstrukturen als auch kulturelle Aspekte (Werte, Normen) unter die Lupe genommen. Dabei spielt Prävention eine entscheidende Rolle (beispielsweise Projekttage zur Beförderung eines couragierten Auftretens), aber auch Interventionsmöglichkeiten in Form von klaren Beschwerdestrukturen und Handlungsabläufen bei Vorfällen von Diskriminierung werden berücksichtigt.
Verstetigung und Verankerung
Das Projekt SEGD ist eingebettet in die Trägerstruktur des NDC Sachsen und wird vom Landesamt für Schule und Bildung unterstützt.
Positive Effekte aus Sicht der Akteur*innen
Unterstützung engagierter Lehrkräfte und pädagogischer Fachkräfte
Im Zentrum stehen die Unterstützung, Motivation und Bestärkung der Selbstwirksamkeit von engagierten Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften, welche die in der Schulentwicklungsgruppe besprochenen Inhalte beispielsweise zu diskriminierungspräventiven Themen in ihren Schulen einbringen. Die beteiligten Akteur*innen profitieren vor allem vom kollegialen Austausch, indem sie Erfahrungen und Ideen miteinander teilen.
Bei Bedarf geht die Landeskoordinierung von SEGD als Unterstützung auch mit der Schulleitung in den Austausch. Dabei kann es auch um die fachliche Unterstützung bei konkreten Vorfällen von Diskriminierung gehen.
Zudem ist der kollegiale Austausch zwischen Schulen gewinnbringend für die Teilnehmenden, die oft „allein“ an ihrer Schule dastehen. Die engagierten pädagogischen Fachkräfte haben im Rahmen der SEGD die Möglichkeit, gemeinsam zur Schulentwicklung zu arbeiten und Visionen zu entwickeln.
Gelingensfaktoren, Herausforderungen und Grenzen
Gelingensfaktoren
Im Rahmen der SEGD werden eine langfristige Begleitung und Unterstützung innerschulischer Entwicklungsprozesse ermöglicht. Damit soll verhindert werden, dass die teilnehmenden Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen ihr Engagement als „Tropfen auf den heißen Stein“ wahrnehmen. Im geschützten Raum einer vertrauten und kontinuierlich miteinander arbeitenden Gruppe können Handlungsstrategien entwickelt, erprobt, evaluiert und verbessert werden. Die Arbeit im Tandem unterstützt den Transfer in den Schulalltag, da vorgetragene Anliegen und Veränderungsimpulse nicht von einem*einer „Einzelkämpfer*in“, sondern von zwei Personen ins Kollegium getragen werden.
Herausforderungen und Grenzen
Eine große Herausforderung stellt der Personal- und Ressourcenmangel im System Schule dar. Dies erschwert die kontinuierliche Arbeit an einer diskriminierungskritischen Schulentwicklung. Auch Widerstände innerhalb des Kollegiums sowie in der Elternschaft oder fehlende Beteiligung seitens der Schüler*innen können die beschriebenen Prozesse stark ausbremsen.
Oft sind aktuelle Themen wie beispielsweise rechte Demonstrationen sehr präsent (vor allem auch im ländlichen Raum in Sachsen mit rechten Strukturen et cetera) und bedürfen der Bearbeitung.
Grundsätzlich stoßen die Akteur*innen häufig an die Grenzen des hierarchischen und nicht so leicht zu verändernden Schulsystems, weshalb es des Fokus auf kleine Schritte und einzelne Maßnahmen bedarf.
Tipps für die Übertragung
Die Akteur*innen stellen fest, dass eine für das Angebot der SEGD aufgeschlossene Schulleitung die Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung befördert.
Zudem weisen die Akteur*innen darauf hin, dass das Engagement der pädagogischen Fachkräfte mehr Abbildung in Arbeitszeit in Form einer Freistellung finden muss, damit nicht das Engagement als zusätzliche Aufgabe die pädagogischen Fachkräfte belastet und diese ihren gesetzlichen Auftrag zur Demokratiebildung nachkommen können. Ein weiterer Ansatz ist die Implementierung demokratiepädagogischer Ansätze über die unterschiedlichen Unterrichtsfächer hinweg.
