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OSQAR – Offenes Schüler*innennetzwerk Queerer AGs für Respekt OSQAR e. V.

OSQAR e. V. unterstützt bundesweit Schüler*innen und Lehrkräfte dabei, an Schulen AGs zu organisieren, die sich mit dem Thema LGBTQIA* auseinandersetzen. Sie sollen dabei sowohl als Safer Space für betroffene Jugendliche dienen als auch zur Aufklärung und Sensibilisierung der weiteren Schulgemeinschaft.

Das Wichtigste in Kürze

Schulform:
Berufsschule, Förderschule, Gemeinschaftsschule, Grundschule, Gesamtschule, Gymnasium, Oberschule, Sekundarstufe
Handlungsfelder:
Peer-to-Peer-Ansatz, Empowerment, (Anti-)Diskriminierung als Thema in AGs
Angaben zum Träger des Praxisbeispiels:
Außerschulischer Träger, der mit allen Schulformen zusammenarbeitet, außer mit Grundschulen und Förderschulen
Bundesland:
bundesweit
Diskriminierungskategorie:
Geschlechtsidentität, Sexuelle Identität
Durchführung:
seit 2020

Kontakt

Vincent Börsch-Supan E-Mail: hallo@osqar.de Website: OSQAR

Durchführende Organisation

OSQAR e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich bundesweit für die Sichtbarkeit, die Akzeptanz und die Gemeinschaft von LGBTQIA*-Schüler*innen in Deutschland einsetzt. Der Verein ist eine Anlaufstelle für Schüler*innen, Pädagog*innen, Eltern und Schulleitungen, die sich für LGBTQIA*-AGs interessieren und sie an ihren Schulen etablieren wollen. OSQAR e. V. bietet Hilfestellungen für LGBTQIA*-AGs bei Fragen rund um Methodik und Gestaltung sowie eine Plattform für die Vernetzung von AGs. Das Kernteam besteht aktuell aus fünf Personen.

Am Reflexionsgespräch Beteiligte

Das Reflexionsgespräch wurde mit einem*einer der Gründer*innen geführt. Die Person ist eine*r der Aktiven und Engagierten bei OSQAR e. V.

Ausgangslage und Motivation

Die Initiative zur Gründung von OSQAR e. V. entstand aufgrund der eigenen Erfahrungen der Gründer*innen in ihrer Schulzeit. Es fehlte an geschützten Räumen und Repräsentation für queere Jugendliche, weswegen die Gründer*innen an ihren Schulen offene Arbeitsgemeinschaften zum Thema LGBTQIA* starteten. Zum einen bieten LGBTQIA*-AGs einen sicheren Raum, in dem queere Jugendliche ihre Identität entfalten können. Zum anderen bewirken die AGs durch Aktivismus und Sensibilisierung innerhalb der Schulgemeinschaft einen positiven Wandel hin zu einem inklusiven Schulklima.

OSQAR wurde gegründet, um andere motivierte Schüler*innen und Pädagog*innen dabei zu unterstützen, LGBTQIA*-AGs an ihren Schulen durchzuführen und gesammelte Erfahrungen auszutauschen.

Maßnahmenbeschreibung

Gründung einer OSQAR AG

Im ersten Schritt informieren sich interessierte Schüler*innen und Pädagog*innen über die Gründung einer OSQAR AG an ihrer Schule. OSQAR e. V. hält dafür aufbereitete Informationen für die Schüler*innen bereit. Die Informationen können hier nachgelesen werden:
https://osqar.de/ressourcen/organisation-und-gruendung

Im zweiten Schritt können die interessierten Schüler*innen und Pädagog*innen zu OSQAR e. V. Kontakt aufnehmen und in einem persönlichen Gespräch mögliche Fragen und Sorgen diskutieren sowie gemeinsam die ersten Schritte der AG-Gründung überlegen. Oft geht es dabei um organisatorische Fragen sowie Tipps zum Umgang mit der Schulgemeinschaft.
OSQAR e. V. begleitet langfristig die OSQAR AGs bei der Organisation und gibt Tipps zu Leitung, Gestaltung und Aktionen im Rahmen der AGs.

Rolle der Schüler*innen

OSQAR AGs richten sich inhaltlich nach den Bedürfnissen und Wünschen der teilnehmenden Schüler*innen und werden dahin gehend gemeinsam von Schüler*innen und Pädagog*innen gestaltet. Die Rolle der Pädagog*innen ist dabei die fachliche und methodische Unterstützung der Schüler*innen sowie die Verbindung von Schüler*innen mit der Schuladministration. Die Einbindung einer pädagogischen Fachkraft ist essenziell für den Erfolg einer OSQAR AG und gewährleistet, dass die Inhalte der AG dem Alter und den Interessen der Schüler*innen entsprechen.

Schwerpunkte der OSQAR AGs

Die Arbeit von OSQAR AGs unterteilt sich in zwei Bereiche: der Aufbau eines Safer Space innerhalb der AG sowie die Organisation von aktivistischen Projekten in der Schule. Beim Aktivismus geht es darum, dass Schüler*innen zum Beispiel durch Plakate, Workshops oder Texte für Schüler*innenzeitungen einen positiven Wandel hinsichtlich LGBTQIA*-Themen in der Schulgemeinschaft bewirken.
Zudem sollen queere Schüler*innen befähigt werden, ihren Safer Space in der AG zu gestalten. Beim Safer Space geht es darum, dass queere Schüler*innen innerhalb ihrer Gruppe sich zu persönlichen Themen rund um LGBTQIA* austauschen können und neue Freundschaften schließen können.

Offenes bundesweites Schüler*innennetzwerk Queerer AGs

OSQAR e. V. ermöglicht die bundesweite Vernetzung der Schüler*innen, die sich in den OSQAR AGs engagieren. Insgesamt gibt es schon über 20 AGs in unterschiedlichen Schulen und Bundesländern. Das Netzwerk besteht aus vierteljährlichen bundesweiten virtuellen Vernetzungstreffen sowie einem regelmäßigen Angebot an Webinaren, die sich mit queeren Themen in der Schule befassen.

Verstetigung und Verankerung

Der Verein OSQAR e. V. wird von engagierten und motivierten Freiwilligen getragen. Die OSQAR AGs selbst werden von Engagierten an der Schule gegründet, geplant, organisiert und durchgeführt. Um die Arbeit der AGs zu unterstützen, sind der persönliche Kontakt und die regelmäßige Vernetzung mit den AGs durch OSQAR e. V. wichtig.

Zudem bietet OSQAR e. V. Webinare, Seminare, Workshops und Fortbildungen im Themenfeld LGBTQIA* für Schüler*innen und Lehrkräfte an.

Darüber hinaus vernetzt sich OSQAR e. V. mit Bundes- und Landespolitik, Kultusministerien und queeren Verbänden, um die Arbeit des Vereins bekannt zu machen.

Stärkung der queeren Schüler*innen

Es gibt viele positive Rückmeldungen zu den OSQAR-Angeboten von Schüler*innen, die in den AGs organisiert sind und Safer Spaces für queere Schüler*innen schaffen. Die Schüler*innen werden durch die AG-Arbeit ermutigt und haben das Gefühl, dass Queerness an ihrer Schule mehr Aufmerksamkeit erhält. Der Safer Space bietet den queeren Schüler*innen einen sicheren Raum der Begegnung und des Austauschs.

Bundesweite Vernetzung der OSQAR AGs

OSQAR e. V. organisiert vierteljährlich ein bundesweites Vernetzungstreffen der OSQAR AGs. Der regelmäßige Austausch beim bundesweiten Netzwerktreffen der OSQAR AGs bestärkt die engagierten Schüler*innen in ihrer Arbeit im Rahmen der OSQAR AGs. Außerdem bieten persönliche Gespräche von OSQAR e. V. mit den OSQAR AGs die Möglichkeit, die gesammelten Erfahrungen von AGs aus ganz Deutschland weiterzugeben.

Verbesserung des Schulklimas

Die OSQAR AGs sind nicht nur ein sicherer Austauschraum für queere Schüler*innen, sondern haben auch den Auftrag, für LGBTQIA*-Themen in ihrer Schulgemeinschaft zu sensibilisieren. Wenn die OSQAR AGs queere Themen in die Schule tragen, kann es zur Verbesserung des Schulklimas beitragen. OSQAR AGs bieten eine Ergänzung zu bereits bestehenden Lehrangeboten zu Toleranz und Vielfalt, die durch die hohe Beteiligung von Schüler*innen an den AGs besonders effektiv bei Gleichaltrigen wirken kann.

Zusammenarbeit und Stärkung der Lehrkräfte bei LGBTQIA*-Themen

Besonders Lehrkräfte bemerken, dass queere Schüler*innen mehr Unterstützung im Schulalltag benötigen beziehungsweise queere Themen in der Schule mehr thematisiert werden sollten. Die Lehrkräfte sind sich aber oft unsicher, wie sie das Thema angehen können. OSQAR e. V. stellt fest, dass ihr Angebot auch vermehrt von Lehrkräften in Anspruch genommen wird sowie mehr Lehrkräfte an der Gründung von neuen OSQAR AGs beteiligt sind.

Durch die Unterstützung von OSQAR e. V. fühlen sich die Lehrkräfte im Umgang mit der Schulleitung und Elternschaft bei LGBTQIA*-Themen gestärkt. Zudem gewinnen sie Handlungssicherheit im Umgang mit LGBTQIA*-Themen an ihren Schulen.

Gelingensfaktoren, Herausforderungen und Grenzen

Gelingensfaktoren

Zugang zu Schulen und Schüler*innen

OSQAR e. V. erreicht Schulen unter anderem über die Netzwerke der Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen sowie über Webinare, soziale Medien, Internetauftritt und Fortbildungen. Zudem findet OSQAR e. V. über queere Landesverbände und Organisationen sowie Landesschüler*innenverbände Zugang zu Schulen.

Die OSQAR AGs erreichen interessierte queere Schüler*innen über die schulinternen Kommunikationsformen.

Verantwortung für die Arbeit der OSQAR AGs

Die Grundlage einer erfolgreichen AG sind ihre engagierten Schüler*innen und Lehrkräfte, welche auch in Absprache mit der Schulleitung die Verantwortung für ihre Organisation und Inhalte tragen. OSQAR e. V. leistet dabei Unterstützung, ist aber nicht direkt operativ in den Schulen tätig.

Herausforderungen und Grenzen

Rolle der Schulleitung

Die Unterstützung von Schulleitung, Eltern und Lehrkräften ist essenziell für die Gründung und für die Absicherung der Arbeit einer OSQAR AG. Bei den aktuell über 20 aktiven OSQAR AGs gab es nur vereinzelt Gegenwind aus der Elternschaft, dem Kollegium oder der Schulleitung. Dennoch gibt es immer wieder Schulleitungen, die bisher wenig Berührungspunkte mit der LGBTQIA*-Community hatten oder der Idee einer solchen AG kritisch gegenüber eingestellt sind. Hier ist es oft wichtig, die Inhalte, Ziele und Struktur von OSQAR AGs gut zu vermitteln, um die Schulleitungen für die Arbeit der OSQAR AGs zu gewinnen.

Gewinnung von Schulen für OSQAR AGs

Zu Beginn des Projekts war es schwierig, direkt Schulen für das OSQAR-Angebot zu gewinnen. Doch mit dem Anstieg des Bekanntheitsgrads stiegen auch die Anfragen zum OSQAR-Angebot, immer mehr Schulen melden sich direkt bei OSQAR e. V.

Fluktuation engagierter Schüler*innen

Eine Herausforderung für OSQAR AGs sowie den Verein OSQAR e. V. ist die Fluktuation von engagierten Schüler*innen in den OSQAR AGs, da sich besonders ältere Schüler*innen engagieren, die dann die Schule verlassen. OSQAR e. V. hat es daher zu seiner Priorität gemacht, AGs dabei zu unterstützen, langfristige Strukturen aufzubauen, oft durch die engere Einbindung von Lehrkräften. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei, die Kontakte zu den OSQAR AGs zu pflegen und im Kontakt mit den engagierten Schüler*innen zu bleiben.

Bundesweite Verteilung von OSQAR AGs

Die OSQAR AGs sind ausschließlich in Westdeutschland vertreten. Es gibt keine OSQAR AGs an ostdeutschen Schulen – hier gibt es Handlungsbedarf. Erste Versuche, sich mit bereits existierenden Diversity- und LGBTQIA*-AGs in Ostdeutschland zu vernetzen, waren bislang nicht erfolgreich.

Tipps für die Übertragung

Schüler*innen, Lehrkräfte, Sozialpädagog*innen und Schulpsycholog*innen haben die Möglichkeit, die Initiative für eine OSQAR AG an ihrer Schule zu ergreifen. Für den Erfolg ausschlaggebend ist oft eine hoch motivierte Gruppe von Schüler*innen, welche die AG mit Leben füllen und bekannt machen sowie die aktive Einbindung der AG in die weitere Schulgemeinschaft ermöglichen. Dazu gehört unter anderem eine transparente Kommunikation über Ziele und Inhalte der AG mit der Schulleitung, der Elternschaft und dem Kollegium. Diese Kommunikation gewährleistet den Rückhalt der AG in der Schulgemeinschaft und bereitet die Grundlage für ihren Erfolg. Innerhalb der AG ist es wichtig, eine positive Gruppendynamik zu schaffen, damit ein Safer Space funktionieren kann sowie gute Projekte entstehen können. Dazu ist die Einbindung der Schüler*innen in die inhaltliche Gestaltung der AG sehr wichtig. Verschiedene vertretene Jahrgangsstufen können dabei zwar als Herausforderung erscheinen, sind aber oft eine Bereicherung und ermöglichen die langfristigere Verankerung der OSQAR AG in der Schule.

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