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Trainingsprogramm: Gleichbehandlung und Menschenrechte beim Wohnen und bei Wohnungslosigkeit Shelter Scotland

Ein kostenfreies Onlinetraining der Gleichbehandlungs- und Menschenrechtskommission in Schottland wird der Wohnungswirtschaft, Unterstützungs- und Beratungsinstitutionen, Mitarbeitenden im Gesundheitsbereich und Personen in der Verwaltung angeboten.

Das Wichtigste in Kürze

Art des Wohnungsmarktakteurs:
Zivilgesellschaftliche Organisation
Diskriminierungsmerkmale:
Behinderung, Ethnische Herkunft / Rassismus, Familiengröße, Fluchthintergrund, Geschlecht, Religion / Weltanschauung, Sexuelle Identität, Sozioökonomischer Status, Wohnungslosigkeit
Durchführung:
seit 2018

Kontakt

Jill Walker - Bildungsmanagerin, Edinburgh E-Mail: trainingscotland@shelter.org.uk Telefon: +44 34 45 152 473

Angaben zum Wohnungsmarktakteur

Shelter Scotland ist eine Organisation, in der im Zusammenspiel von Dienstleistungen, politischer Lobbyarbeit und Kampagnenteams gemeinsam daran gearbeitet wird, die bestmöglichen Angebote für Menschen in Wohnungsnot zu erzielen. Shelter Scotland bietet praktische Unterstützung und Beratung für Menschen, die von Wohnungsnot oder Obdachlosigkeit betroffen sind. Gleichzeitig informiert die Organisation die relevante Fachwelt und setzt sich mithilfe von Kampagnen für Gesetzesänderungen ein. Shelter Scotland erhielt 2018/2019 finanzielle Unterstützung der Gleichbehandlungs- und Menschenrechtskommission für Schulungen für Multiplikator*innen zum Thema Diskriminierung und Menschenrechte auf dem Wohnungsmarkt, darunter das hier beschriebene Training.

Ausgangslage und Motivation

Für Großbritannien bestehen durch die nationale Gleichbehandlungsgesetzgebung für den öffentlichen Sektor sogenannte ‚public sector duties’ (öffentliche Gleichbehandlungsverpflichtungen). Die Equality and Human Right Commission (EHCR) als nationale Gleichbehandlungsstelle hat die Aufgabe, die Umsetzung dieser Gleichbehandlungsverpflichtungen zu unterstützen. Das hier beschriebene Training wurde als Teil eines umfassenderen von der EHRC geförderten Projekts zum Thema Gleichberechtigung und Menschenrechte im Wohnungswesen und der damaligen Kampagnenarbeit entwickelt.

Maßnahmenbeschreibung

Das kostenfreie Trainingsprogramm Gleichbehandlung und Menschenrechte beim Wohnen und bei Wohnungslosigkeit wurde 2018 im Zuge eines wohnungsmarktbezogenen Projekts zur Antidiskriminierungsgesetzgebung entwickelt. Die Onlineschulung wird Akteuren im weiteren Umfeld der Wohnungswirtschaft, Unterstützungs- und Beratungsinstitutionen von Wohnungslosen, Mitarbeitenden im Gesundheitsbereich und Personen in der kommunalen Verwaltung angeboten. Die Schulungen sind eingebettet in eine vorangehende Kampagne Wohnen ist ein Menschenrecht und von der Veröffentlichung von Schulungsmaterialien begleitet. Außerdem begleitet die Organisation ihre Maßnahmen im Projekt mit Lobbyarbeit in ihrem Einzugsbereich. Die Teilnahme am Trainingsprogramm dauert ein bis zwei Stunden, Teilnehmende führen das Programm selbst durch und erhalten ein Teilnahmezertifikat. Die Schulung fokussiert die relevanten gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Diskriminierungsverbot bei Zugang zum Wohnungsmarkt und verdeutlicht Anforderungen der öffentlichen Wohnungswirtschaft, sogenannte öffentliche Gleichbehandlungsverpflichtungen (public sector duties) umzusetzen. Im Kurs wird besonders auf die Vergabe von Wohnungen eingegangen und wie dabei Diskriminierungsfreiheit gewahrt werden kann. Im Rahmen von Fallbeispielen wird der praktische Anwendungsbezug verdeutlicht.

Bislang führten knapp 400 Personen das Programm durch. Teilnehmenden steht die Möglichkeit offen, Updates zu den Schulungsinhalten und der Kampagnenarbeit zu erhalten.

Angeregt durch die breite, medial gestützte Kampagne wurde von Seiten einer Wohnungsbaugesellschaft bei Shelter Scotland angefragt, ob für das Unternehmen eine spezifische Schulung angeboten und durchgeführt werden könnte.

Das Training befasste sich mit der Frage, wie die Menschenrechte mit den Rechten auf Wohnraum zusammenhängen und wie Einzelpersonen in Organisationen besser verstehen können, wie sich dies auf ihre Rolle und die ihrer Organisation auswirkt.

Im Anschluss an diesen Workshop entwickelte die Wohnungsbaugesellschaft einen Aktionsplan, der in den operativen Plan des Unternehmens für 2020/21 aufgenommen wurde. Der Aktionsplan formulierte spezifische Ziele bezüglich Gleichbehandlung, Nichtdiskriminierung und der Einhaltung der Menschenrechte.

Stimmen aus der Praxis und Wirksamkeit

Ein solches kostenfreies und im digitalen Bereich niedrigschwelliges und öffentlich zugängliches Trainingsangebot im Bereich des Wohnens existiert in Deutschland bisher nicht. Es scheint geeignet, zunächst in einem geschützten digitalen Raum die Auseinandersetzung mit dem Thema zu fördern. Die beschriebene Nutzung weist darauf hin, dass die Kampagne und das Onlinetrainingsangebot einen niedrigschwelligen Einstieg sowie Selbsttest für weiter gehende Maßnahmen ermöglichen.

Rückmeldungen auf die Schulung zeigen der Bildungsmanagerin Jill Walker von Shelter Scotland, dass Akteure aus der wohnungswirtschaftlichen Praxis nach dem Training mehr Wissen zu Gleichbehandlungs- und Menschenrechtsstandards haben und dieses selbstbewusster einsetzen. Insbesondere im Bereich des Wohnungsmarkts tätige soziale Träger können das erworbene Wissen in ihren Unterstützungsangeboten gezielt einsetzen.

Einbettung der Maßnahme

Die Schulungsmaßnahme ist eingebettet in umfangreiche Aktivitäten von Shelter Scotland, die alle das Ziel haben, Menschen mit Schwierigkeiten beim Zugang zu Wohnraum zu unterstützen. Dazu gehören neben der Kampagnenarbeit auch rechtliche Maßnahmen. Beides soll die Situation von Menschen auf dem Wohnungsmarkt und die gesetzlichen Grundlagen für den Zugang zu angemessenem Wohnraum verbessern. Eine aktuellere Kampagne fokussiert gleichberechtigtere Zugänge zum sozialen Wohnungsbau.

Tipps für die Übertragung

Ein solches Trainingsprogramm kann auch von anderen Organisationen angeboten werden. Wichtig ist, dass die Maßnahmen von einer Organisation umgesetzt werden, die mit einem breiten Arbeitsansatz auf multiple Faktoren von Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und bei Obdachlosigkeit abzielt, da Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt nicht mit singulären beziehungsweise eindimensionalen Maßnahmen bearbeitet werden kann. Die Betroffenen müssen um ihre Rechte wissen und die verursachenden Personen beziehungsweise Institutionen müssen die bestehenden Anforderungen kennen, um diese in Verfahren, Maßnahmen und Politiken festzuschreiben und umzusetzen. Die Schulung stellt den zentralen Baustein dar, um mit Akteuren der Wohnungswirtschaft in Kontakt zu kommen und dort bei Diskriminierungsmechanismen innerhalb des Vergabeprozesses anzusetzen.

Grundsätzlich ist jedoch die Wirksamkeit eines Onlineangebots – vor allem falls allein genutzt – im Vergleich zu Präsenzveranstaltungen schwieriger einzuschätzen. Ein Onlineangebot ist jedoch niedrigschwelliger und wird dadurch möglicherweise auch leichter in Anspruch genommen.

Sollte das Schulungsmodell von anderen Akteuren genutzt werden, empfiehlt es sich bei einer Evaluierung der Schulung auch weitere Akteure einzubinden. Sinnvoll wäre der Einbezug der Teilnehmenden (Wohnungsunternehmen, private Vermieter*innen, die Wohnraum anbietenden sozialen Träger, die Fachverwaltung und so weiter) sowie – um die spätere Wirkung zu evaluieren – auch Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, beziehungsweise Personen, die bei Diskriminierung beraten.

Das offizielle Logo von Shelter Scotland