Rede von Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, bei der Verleihung der gb-check- und eg-check - Zertifikate am 20. März 2020 in Berlin 20.03.2020 | Redner*in: Bernhard Franke
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer am gb-check und eg-check.de,
liebe Frau Dr. Jochmann-Döll, liebe Frau Ludewig,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Anwesende!
Es ist für uns eine liebgewonnene Tradition und gehört zum März wie der Frühlingsanfang – der ja angenehmerweise auch auf den heutigen Tag fällt: Jedes Jahr zeichnen wir Unternehmen und Verwaltungen aus, die sich für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts einsetzen.
47 sind es nun insgesamt, die sich unseren Prüfverfahren gb-check, dem Gleichbehandlungscheck, sowie eg-check, dem Entgeltgleichheits-Check, unterzogen haben.
Sie und Ihre Vorgängerinnen und Vorgänger haben Flagge gezeigt, indem sie etwas Neues gewagt haben. Sie haben sich offen gezeigt für eine Prüfung ihrer Strukturen, die auch manchmal überraschende und nicht immer nur angenehme Ergebnisse bringen kann. Das tun Sie, weil Sie wissen, wie wichtig es ist, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.
Nicht nur die MitarbeiterINNEN im Betrieb profitieren von Gleichbehandlung, sondern ALLE Beschäftigten: Denn Gerechtigkeit und somit auch ein gutes Betriebsklima nutzen allen.
Machen wir uns nichts vor: Gesamtgesellschaftlich ist in Sachen Gleichberechtigung immer noch viel zu tun. Nehmen wir nur das Thema Entgeltgleichheit: Der Gender Pay Gap verharrt nach wie vor bei 21 Prozent.
Wie eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie des DIW Berlin zeigt, steigt der Unterschied in den Bruttostundenlöhnen ab dem 30. Lebensjahr – dem durchschnittlichen Beginn der Familienplanung –
stark an und ist bei rund 50-Jährigen etwa drei Mal so groß wie zwischen Frauen und Männern im Alter von bis zu 30 Jahren.
Dass es ungleiche Bezahlung und auch immer wieder Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben gibt, hat viele Ursachen:
Die oft enorm unterschiedlichen Erwerbsbiographien, festgefahrene Strukturen, eine ungleiche Bewertung von Tätigkeiten, Ungleichbehandlungen beim Zugang zu Stellen, bei Beförderungen, Beurteilungen, Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen und der Arbeitszeitgestaltung.
Bei diesen letzten Punkten setzt der Gleichbehandlungs-Check, der gb-check, an. Denn hier liegen, wie sie alle wissen, besonders schwer zu lösende Probleme verborgen.
Es geht ja in den seltensten Fällen um offene, eindeutige Diskriminierung, sondern vielmehr um versteckte Benachteiligungen, die sich eingeschlichen haben. Sie sind den Verantwortlichen gar nicht bewusst, und sie sind auch nicht immer beabsichtigt.
Viele Diskriminierungen sind mittelbar – das heißt: Sie verstecken sich in Regelungen und Vereinbarungen, die oft lange nicht hinterfragt, geschweige denn systematisch untersucht wurden.
Das Gute ist, dass diese Benachteiligungen sich aufspüren und beheben lassen. Wenn man nur will. Und Sie haben gezeigt, dass Sie wollen! Sie haben sich kritischen Fragen gestellt und vielleicht neue Wege eingeschlagen.
Wir bedanken uns für die Teilnahme am gb-check und an eg-check.de heute bei acht Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern mit einem Zertifikat:
Für eine Prüfung der Entgeltgleichheit mit eg-check.de danke ich zunächst der KfW Bankengruppe. Ebenso danke ich der PACE Paparazzi Catering & Event GmbH.
Für die Prüfung der Gleichbehandlung der Geschlechter mit gb-check danke ich der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Ebenso geht mein Dank an die Technische Universität Hamburg.
Auch das Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH hat sich dem gb-check unterzogen, vielen Dank auch an Sie.
Ebenso gebührt unser Dank der UmweltPlan GmbH.
Ich danke der Schwarz Produktion GmbH & Co KG.
Und last but not least danke ich auch der Pluspunkt Apotheke im Marktplatzcenter in Neubrandenburg!
Bedanken möchte ich mich auch dieses Jahr wieder ganz herzlich bei den Frauen, die die Prüfungen mit eg-check.de und gb-check entwickelt haben und/oder die Prüfungen umsetzten: Frau Dr. Jochmann-Döll sowie Frau Gisela Ludewig.
Und ich bedanke mich bei Frau Wienbrandt vom Institut für Sozialforschung und berufliche Weiterbildung ISBW GmbH, die für die Pluspunkt Apotheke und die UmweltPlan GmbH den gb-check durchgeführt haben, sowie Herrn Hobler vom Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer SowiTra, der die eg-check.de-Prüfung mit der PACE Paparazzi Catering & Event GmbH umgesetzt hat.
Liebe Gäste! Wir brauchen jetzt und weiterhin Unternehmen und Verwaltungen wie Sie, die offensiv, aktiv und lösungsorientiert für Gleichbehandlung eintreten. Nochmals herzlichen Dank an Sie alle!